Malerei mit Acrylfarben

… eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Acrylfarbe hat eine Vielzahl von Vorteilen , weshalb wir sie gern benutzen. Eine davon möchte ich heute herausgreifen. Es ist im Vergleich zu anderen Farben die relativ schnelle Trocknung. Dadurch wird es möglich mehrere Schichten schnell aufzutragen und Überarbeitungen vorzunehmen.

Im Rahmen der Sommer-Malwoche im Juni in der Kunst-Kapelle-Boitin fand die hier beschriebene Demonstration über den Umgang mit Acryl, Farben und Bildkomposition statt.

Ich habe Acrylfarbe benutzt, weil sie, wie gesagt, schnell trocknet. Das kam mir sehr entgegen, denn ich wollte zeigen, um wieviel besser die Farbe wirkt, wenn sie mit ihrer Komplementärfarbe untermalt wird.

Es ging mir hierbei weniger um das, was ich darstellen wollte, sondern wie ich es darstelle. Oder anders gesagt: es ging nicht um den dargestellten Gegenstand und seinen Inhalt, sondern um die reine Malerei und um die Komposition der Flächen im Bild.

Trotzdem stellt sich dann die Frage : was will ich jetzt auf das Bild bringen?

Mit einem „Motiv-Sucher“ stellt diese Frage kein Problem dar, er liefert sofort und überall Motive.

Das einfachste ist ein Blatt Papier, in dem wir ein kleines Quadrat schneiden. Damit gehen wir auf Motivsuche. Dadurch, daß der Ausschnitt so klein ist, ergeben sich in jeder Ecke ob drinnen oder draussen abstrakte Flächen. Lass dich von den Figuren und Formen in der Natur oder auch bei dir zuhause inspirieren. Je mehr du dich damit beschäftigst, umso mehr werden deine Ideen sprudeln. Im Foto ist das sehr gut zu sehen.

Als Beispiel: Papiere, die zufällig auf dem Tisch liegen. Dabei sind die Papiere die Platzhalter für Flächen im Bild.

Direkt neben dem Atelier liegt ein großer Steinhaufen auf der Wiese, und dort wurde ich fündig. Einen kleinen Ausschnitt davon zeichnete ich in den Skizzenblock. Ich hatte 2 größere und 1 kleinen Stein ausgesucht, wobei sich die Steine auf dem Papier in künftige Farbflächen verwandeln. Noch besser ist es, mehrere Skizzen mit verschiedenen Formen und Kompositionen anzufertigen, um die geeignetste dann auszusuchen.

Vorher hatte ich meine Leinwand bereits mit schwarzem Gesso grundiert. Ich finde, die Farben „stehen“ besser auf einem dunkel grundierten Untergrund, als auf der nackten weissen Leinwand.

Inzwischen ist die Leinwand gut durchgetrocknet, und ich übertrage mit einer Kreide die Umrisse meiner Formen auf das Bild.

Zum Malen habe ich mir Acrylfarbe in Blau und Orange ausgesucht, zum Mischen nehme ich noch Weiß und Schwarz dazu. Das ist mit Absicht eine beschränkte Farbpalette. Die sich daraus zu ermischenden Farben werden immer zusammen einen farbharmonischen Eindruck machen. Später, wenn das Bild fast fertig ist, könnte ich eventuell noch Farben dazu nehmen, um den Farbklang zu steigern.

Die drei Formen im Bild fülle ich jetzt mit Farbe aus. Die obere linke Fläche in Blau, die untere rechte Fläche in Orange und die kleine in einer Mischfarben aus den beiden Farben.

Dann ziehe ich eine Linie in dem Bild ein. Dadurch teile ich den Hintergrund in 2 Flächen. Eine große untere Fläche, die ich weiß grundiere, und eine schmale kleinere Fläche wird braun ( Orange gemischt mit Blau = Braun )

Dann ziehe ich eine Linie in dem Bild ein. Dadurch teile ich den Hintergrund in 2 Flächen. Eine große untere Fläche, die ich weiß grundiere, und eine schmale kleinere Fläche wird braun ( Orange gemischt mit Blau = Braun )Die 5 Farbflächen sind jetzt mit einer Untermalung angelegt. In einer weiteren Farbschicht fange ich jetzt an, die „richtigen“ Farben zu malen. Das blaue Feld soll orange werden und das orangefarbige Feld wird blau übermalt. Dabei sollen die unterliegenden Faben in Spuren sichtbar bleiben. Das macht die Farbfläche wesentlich malerischer. Ich entscheide mich, die Farbe mit einem biegsamen Spachtel aufzutragen. Es hätte auch ein Pinsel sein können, mit dem ich dann aber nicht so gute Strukturen erhalte. Die Farbflächen wirken nicht mehr so „eingestrichen“.

Aber der Eindruck ist noch etwas fad, und ich versuche, mit Collage etwas Lebendigkeit in das Bild zu bekommen. Ein paar farbige Zeitungsfetzen klebe ich an die Ränder der beiden großen Formen. Nur wenig und schmal an den unteren Rand der orangefarbigen Fläche und an den oberen Rand der blauen Fläche. Jetzt habe ich den Eindruck, daß die Formen sich einander annähern und etwas miteinander zu tun haben. Zum Kleben nehme ich Acrylbinder.

Die große weiße Fläche möchte ich nun heller haben und wechsel vom Gummispachtel wieder zu einen Flachpinsel. Mit weisser Farbe und schnellen, kurzen Pinselstrichen helle ich die Fläche auf. Die Oberfläche wirkt durch die vielen kleinen Striche bewegt.

Eigentlich hatte ich nur ganz am Anfang die Idee mit den 3 Flächen durch mein Motiv mit den Steinen im Blick. Während des Malprozesses habe ich mich dann von den Steinen gänzlich gelöst. Sie waren nur meine Starthilfe, ein Ausgangspunkt. Jede Veränderung, die du im Bild vornimmst, ruft eine nächste auf, und man kann den 2. Schritt nicht vor dem ersten machen. Du malst etwas und du antwortest darauf. Es ist wie ein Frage und Antwortspiel. Dann trete ich zurück vom Bild und betrachte es. Was ist noch zu tun?

Den braunen Streifen am oberen rechten Bildrand finde ich ziemlich langweilig. In meinem Fundus finde ich Reste von Collagepapieren, die ich einmal für andere Bilder hergestellt habe und klebe sie über die braune Fläche. Die weisse Fläche wirkt auf mich noch leer, und ich lege noch ein paar unregelmäßige Streifen an. Die orangefarbige Fläche ist zwar gut, aber für den Gesamteindruck zu knallig, bzw. zu präsent. Ich male eine helle graue Farbe darüber, die ich aus der Mischung aus allen benutzen 4 Farben gemischt habe ( erst das Weiss und dann ganz wenig Schwarz , Orange und Blau Schritt für Schritt einmischen – die dunkleren Farben setzen sich sehr stark durch ). Die Streifen erhalte ich, wenn ich ein gemustertes Schwammtuch auf die feuchte Farbe drücke. Schon besser!

Mit einem Streifen von schwarzem Papier als Platzhalter decke ich die linke Seite des Bildes ab und finde die entstandene dunkle Fläche nicht schlecht. Das Bild bekommt dadurch so etwas wie einen Innenraum. Allerdings ist mir die schwarze Fläche zu massiv.

Ich erinnerte mich an eine Holzskulptur in einem Zen-Garten, den ich vor längerer Zeit besuchte. Wenn ich diese Anregung aufnehme und die schwarze Fläche entsprechend verkleinre, könnte es gehen.

Dieses ist nur eine Möglichkeit von vielen, ein Bild zu malen. Es funktioniert nicht wie ein Kochrezept, aber man kann sich daran orientieren. Malen ist eine individuelle Reise auf der jede ihren eigenen Weg findet. Der wichtigste Aspekt ist, Spaß am Malen zu haben. Lass dich von deiner Kreativität leiten und gehe spielerisch und experimentierfreudig vor. Gehe mutig mit den Materialien um und erlaube dir auch „Fehler“, denn du kannst alles, was du nicht magst, wieder übermalen. Du verlierst nie, entweder du gewinnst oder du lernst, sagt schon ein Sprichwort.

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