In meinen Atelier – Anfängen haben wir noch alles selbst gemacht. Rahmen wurden  gebaut, mit Leinwand  bespannt und grundiert. Das ist lange her….

Heute werden meistens fertig grundierte Leinwände gekauft, aber was ist, wenn wir zum Beispiel auf MDF-Platten malen? Natürlich müssen diese glatten Untergründe dann grundiert werden, damit die Farben überhaupt haften können.  

Vor ein paar Tagen kam im Atelier das Thema „Grundierung“ auf. Aus diesem Anlass möchte ich hier ein paar Gedanken zum Sinn von Grundierungen und ein Rezept dazu aufschreiben.

Die Grundierung  ist das Fundament des gemalten Bildes. 

Auf einer Grundierung kann sich der darauf folgende Farbaufstrich gut festhalten und blättert nicht bald wieder ab. ( z.B. wie auf unvorbehandelten Gartenmöbeln der Lack.)

Wer schon einmal auf einer unbehandelten Leinwand oder auf rohem Holz gemalt hat, hat sicher bemerkt, daß das Material eine Unmenge von Farbe schluckt. Das Material saugt die Farbe stark  auf. 

Das ist zum Beispiel ein Grund für eine Grundierung. Für Leinwände gibt es noch einen weiteren Grund, denn die in der Farbe ( vor  allem Ölfarbe ) enthaltenen Chemiekalien zerstören auf Dauer das Gewebe. 

Heute machen  wir es uns bequem und kaufen das Grundiermittel „ Gesso“. 

Gesso, das Wort stammt aus dem italienischen und bedeutet Kreide ( oder Gips). Es besteht, wie der Name schon sagt, aus Kreide, weissem Pigment und Bindemittel. Es gibt Gesso auch in schwarz zu kaufen ( dann enthält es schwarze Pigmente anstatt weisse) oder transparent.

Damals kauften wir die Rohstoffe und mixten alles selbst zusammen.

Bei selbst hergestellten Grundierungen kann man sogar Geld sparen – nicht unwichtig in heutigen Zeiten! Aber vor allem hat es meiner Meinung nach etwas Schönes, ein auf traditionelle Art hergestelltes,  hochwertiges Grundiermittel zu benutzen.

Eine Untermalung muss immer mager sein. Man nimmt:

70 g Hasenleim, den man über Nacht in 1000ml Wasser aufquellen läßt. Am nächsten Tag wird die Mischung im Wasserbad bei max. 75 Grad , besser 60 Grad, erwärmt. Immer umrühren, damit es nicht klumpt und auf gar keinen Fall kochen, denn dann geht die Klebekraft verloren. 

Mit dem warmen Leimwasser wird der  Maluntergrund 2-3 x bestrichen und damit abgesperrt. Die weitere Grundierung kann nicht mehr in die Poren eindringen.

Für das Gesso:

3 Teile TITANWEISS – PIGMENT

3 Teile gemahlener NATURGIPS  ( z.B. Lenzin, gibt es bei Kremer Pigmente )

…werden  mit soviel LEIMWASSER angemischt, bis die Konsistenz etwa so dick wie Sahne  und damit streichfähig ist. 

Man kann das Ganze auch durch ein Sieb gießen und erhält dann ein besonders feines Grundiermittel. 

Für diejenigen, denen  dieses alte Rezept zu umständlich ist , habe ich noch etwas zeitgemäßes: 

  • 3 EL Kreide, ich nehme gern Champagnerkreise, weil sie nicht klumpt. Wahrscheinlich ist nicht in jedem Haushalt Champagnerkreide vorhanden, er’s geht auch Baby- oder Talkumpuder.  
  • Die Champagnerkreide wird mit etwas Wasser angerührt, so, daß alle Kreideteile mit Wasser benetzt sind. 
  • 3 Esslöffel Acrylbinder oder Holzleim ( z.B. Ponal )
  • 3 Esslöffel Acrylfarbe, klassischer Weise Titanweiß, 
  • 3-4 EL Wasser, je nachdem, wie flüssig oder nicht das Gemisch sein soll.

Auf diese verschiedenen Arten können wir Gesso herstellen, mit denen man direkt auf die sauberen Untergründe grundieren kann. 2 sehr dünne, kreuzweise übereinander aufgetragene Schichten sind besser, als ein dicker Auftrag. Es sollte nicht der Eindruck einer starren Schicht erweckt werden. 

Je stärker der Untergrund saugt, umso flüssiger sollte das Gesso sein. Gut ist es auch, den Untergrund vorher mit klarem Wasser einzustreichen. Der Untergrund nimmt dann das Gesso besser auf. 

Zum Schluss kann man die trockene Grundierung mit feinem Sandpapier schleifen, sodass weder  Pinselstriche noch andere Strukturen sichtbar bleiben. 

Und noch ein Tip: ich grundiere auch gern 170 g schweres Papier mit Gesso von beiden Seiten. Es ergibt ein wunderbar festes und stabiles Papier, auf dem  man mit Acryl und Öl hervorragend malen und auch wieder wegwischen kann. 

Das alles macht viel Mühe, es lohnt sich aber unbedingt, aber auf einem soliden Untergrund zu arbeiten. 

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Kommentare (6)

  • Liebe Frau Kronseder,

    ich sehe, daß Sie ihre Frage schon vor einer Weile gestellt haben, mir ist das offensichtlich hier abhanden gekommen… Vielleicht hat sich Ihre Frage inzwischen schon erledigt? Da Rötel wasserlöslich ist, die Untermalung aber zuerst mit einem Binder erfolgt, ist es schwierig. Manchmal haben wir Probleme, wenn mit einem weichen Bleistift vorgezeichnet wurde. Es kann sein, daß der dann verwischt. In dem Fall versuchen wir es mit einem Fixativ Spray. Wir gehen dann behutsamer als sonst mit einem weichen Pinsel und dünnem Binder über die Oberfläche. Wenn der Binder dann erstmal drauf ist, kann man ganz normal weiterarbeiten! Versuchen Sie es doch einmal auf einem Probeblatt. Vielleicht klappt es! Herzliche Grüße, Astrid Keimer

  • Sehr geehrte Frau Keimer,
    zunächst vielen Dank für Ihre Informationen zur Grundierung! Darf ich mich mit einer Frage an Sie wenden? Ich zeichne (mit Rötelstift oder Bleistift) und möchte die Blätter, auf denen ich zeichne, grundieren – so wie man es auch bei den alten Meistern liest. Oft sind deren Zeichenblätter farbig grundiert. Können Sie mir sagen, wie ich beim Grundieren vorgehen soll und wie ich eine farbige Grundierung erhalte?
    Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar!
    Mit vielen Grüßen
    Rosa Maria Kronseder

  • Hallo Heike, ich würde die LW immer spannen. Einfach mit einem Tacker auf ein Brett tackern. Bei 180 cm ist das vielleicht etwas schwierig, dann z.B. auf einen Rahmen aus Leisten spannen. Viel Spaß beim Malen ! Gruß, Astrid

  • Hallo Astrid,
    Ich möchte ein Acrybild auf Leinwand in 100×180 malen. Kann ich die Grundierung auch auf ungespannte, liegende LW auftragen oder muss ich immer spannend?
    Viele Grüße
    Heike

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