Wie entstehen diese rostigen Flächen im Bild – das soll heute mein Thema sein.

In der letzte Woche haben wir im Atelier mit Rostflächen im Bild gearbeitet. Immer wenn ich diesen Kurs anbiete, ist das Interesse groß. Kein Wunder, sind doch mit Rosteffekt und Rostpatina in den Bildoberflächen ästhetisch schöne und sensible Gestaltungen möglich.

Rostige Flächen sind warm, matt und lebendig. Sie bilden das Vergängliche ab und erinnern uns daran, daß alles seine Zeit hat. Beim Arbeiten mit Rost fangen wir an, über Veränderungsprozesse nachzusinnen, vertiefen sie und heißen sie willkommen.

Das ist nicht überall so. Ich erinnere mich an das Haus meiner Eltern am Atlantik. Alles was aus Eisen war, wurde schnell hochgradig rostig durch die Gischt des salzigen Meerwassers, die ständig in der Luft hing. Ohne Rostschutzmittel ging gar nichts. Rost war der Feind.

Wie entsteht also Rost? Ganz einfach. Durch Korrosion. Das sind Reaktionen von Eisenteilen mit den Stoffen in seiner Umgebung. Ein Eisenstück, das ungeschützt Luft und Wasser ausgesetzt ist, rostet irgendwann. Es zersetzt sich mit der Zeit.

Insofern ist Rost bei uns immer der Übeltäter , er nagt am Auto, an Maschinen und Werkzeugen und zuhause am Zaun. Man sagt „wenn ein Pflug nicht benutzt wird, rostet er“.
(nur am Rande: so geht es auch mit dem menschlichen Körper!)

Künstler, so scheinen mir, sind die einzigen, die sich von Rost faszinieren lassen und sich für Verfallsprozesse interessieren. Wir freuen uns über Rost; über die verrostete Vergangenheit, die zu uns herüberweht. Wir brechen in Begeisterung aus ob der Ästhetik des Zerfalls und kommen ins Schwärmen darüber, wie Beläge der rostigen Oberfläche abschilfern. Die Unvollkommenheit und die Anmut der Fläche, die die Spuren des natürlich Gealterten zeigt, ist für uns von besonderer Ästhetik.

Spuren der Zeit tragen die Dinge, die wir verrosten wollen, zumeist noch nicht.
Aber es gibt inzwischen Materialien zu kaufen, die den Rosteffekt in kürzester Zeit abbilden. Eine mit einem Pinsel streichbare Eisengrundierung und ein Oxidationsmittel verwandeln fast alles in echten Rost. Egal ob es sich um Pappe, Holz oder eine Leinwand handelt.

Liste der Materialien, die Du zum Rosten brauchst:

Eisengrundierung ( Fa. „modern Option“ oder „Oxido“)
Grüne Patina ( ich bevorzuge die Fa. „modern option – aber es gibt sie auch von „Oxido“ )
Sprühflasche mit feinem Sprüher
Flachpinsel zum Auftragen des Eisengrundes, nicht zu weich

Manchmal nehme ich noch „arteveri, reines Eisenpulver“ dazu, um den Eisenauftrag und dadurch auch den Rosteffekt zu verstärken. Muß aber nicht sein.

Fangen wir an:

Zunächst wird die Leinwand grundiert, in diesem Fall mit schwarzer Acrylfarbe. Nach dem Trocknen streichst du die gut durchgerührte Eisengrundierung einmal auf und läßt alles gut durchtrocknen. Nicht zu wenig nehmen. Nur das Eisen rostet, nicht der Untergrund!
Achtung ! Das  Eisen setzt sich in der Dose immer am Boden ab, deshalb öfter mal umrühren.

Nachdem der erste Aufstrich getrocknet ist, wird die Fläche ein zweites Mal mit der Eisengrundierung eingestrichen, dann aber nicht trocknen lassen, sondern in die feuchte Eisengrundierung die Grüne Patina aufbringen. Auch hier gilt wieder, nicht zu wenig nehmen, damit ein guter Rosteffekt entstehen kann.  Ich kippe immer die Patina auf die Fläche und verteile sie dann mehr oder weniger vorsichtig, je nach dem, wie lebhaft meine Oberfläche sein soll.

Danach heißt es, sich zu gedulden, Kaffee trinken und abwarten, was passiert! Oder parallel an einem anderen Bild arbeit.

Der  Rosteffekt macht sich relativ schnell bemerkbar,  schon nach einer Viertelstunde kann man eine leichte Verfärbung bemerken. Der Rostvorgang ist allerdings erst nach einem Tag erst so richtig gut. Er sollte nicht beschleunigt werden, denn je länger die Fläche noch feucht bleibt, desto besser rostet sie auch. Ein Fön oder das Bild in die Sonne legen ist deshalb keine gute Idee.

 

Wie in den Bildern zu sehen ist, kann man Pappteile rosten und collagieren, Plastikfolie rosten lassen das gleiche mit Wellpappe und Papier Sven. Es geht natürlich auch mit Holz , Kunststoffen, Stein etc., eben mit allem, auf das man Eisengrund aufstreichen kann.

Papier kann man auch auf eine andere andere Weise hervorragend rosten  und altern lassen.

Dazu  benötigt man folgende Materialien :

– eine größere Schale

– alte, rostige Teile

– Essigessenz

– Schellack, Spiritus und Pinsel

Die alten rostigen Teile habe ich unterwegs gefunden, ein paar Teile kommen auch aus einer alten Werkstatt.

Jetzt liegen diese Sachen in meiner alten Entwicklerschale . Wasser wird darauf gekippt und ein Schuß Essigessenez kommt dazu. Ein bisschen von dem Eisenpulver kann auch nicht schaden. Das Gemisch kann ein bisschen stehen bleiben .  Wenn  das Wasser allmählich eine Bernsteinfarbe angenommen hat, wird der Bogen Papier hineingelegt. Gummihandschuhe sind empfehlenswert. Es soll ein saugfähiges Papier sein, kein geleimtes. Das Papier wird  eingetaucht und kann ruhig auf die rostigen Sachen gedrückt und verletzt werden, dadurch gibt es Schrammen und Stellen, die zu dem Charakter des Rostes passen.

Jetzt  kann ein bisschen Experimentierfreude einsetzen. Probiert einfach mal aus, wie lange dasPapier im Wasser liegen muß , und wie ihr es herausnehmt.

Auf keinen Fall sollte das Papier schwungvoll und schnell aus dem Rostwasser  herausgenommen werden, sondern versucht, das ein paar von den Schwebeteilchen auf dem Blatt zurück bleiben.
Das  nasse Blatt lege ich dann zum Trocknen auf eine Backpapierfolie ( dann kann es nirgends ankleben ), bestreue es noch mit einem Hauch Eisenpulver und besprühe es mit der Grünen Patina, die ich zu dem Zweck in die Sprühflasche umgefüllt habe.

Wenn alles trocken ist und du das Papier hochnimmst, kannst du merken, daß der Rost leicht abfärbt, also nicht fest auf dem Papier sitzt. Deshalb streichen wir zum Schluß das Papier mit Schellack ein.

Dazu  wird 1 Teil Blätter- Schellack in 3 Teilen Spiritus aufgelöst . Mit dieser Lösung streichst du deinen Bogen auf beiden Seiten ein.

Und hier sind ein paar Ausschnitte aus  fertige Rost-Papiere als Beispiel :

Vielleicht reißt ihr auch einfach ein altes Plakat irgendwo draußen von der Wand und benutzt die rostigen Schnipsel für Collagen.

Ich hoffe, ich habe jetzt Lust auf Rost entfacht. Falls ihr noch Fragen habt, schreibt mir gern unter kunst@astridkeimer.de oder  teilt mir mit, wie es geklappt hat.
Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß und tolle Ergebnisse mit Rost. Irgendwie müssen wir uns in der Krisenzeit ja auch erfreuen. Alles Gute und bleibt schön gesund!

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