Im vorhergehenden Blog habe ich über Strukturen im Bild geschrieben. Es ging um Marmormehl, Champagnerkreide, Asche und Sand, also um natürliche Materialien.
Es ist sinnvoll, das Blog vom 01.01.2022. ebenfalls zu lesen, es ist quasi der Teil 1 zum Arbeiten mit Strukturmaterial. Inhalt sind die vielfältigen Möglichkeiten in der Verarbeitung der Strukturmaterialen, die auch für Haftputzgips und Fassadenfarbe Gültigkeit haben.

Auch im Bauhaus werde ich fündig, wenn es um Strukturmaterialien geht. Zum Beispiel mit Haftputzgips oder Aussenfassadenwandfarbe ( was für ein Wort!). Diese beiden Materialien will ich euch hier vorstellen.

Haftputzgips ist ein Innenputz für Wand- und Deckenflächen.

Du brauchst für die Verarbeitung
– einen Gummibecher oder ein entsprechendes Gefäß,
– etwas zum Umrühren, das kann bei kleineren Mengen auch ein alter Löffel sein
– Wasser.

Es ist also super einfach, damit zu arbeiten. Den Haftputzgips rührt man einfach mit Wasser an. Dazu füllt man den Gummibecher mit dem Haftputzgips und gießt Wasser dazu. Das Gemisch wird gut verrührt. Nimm soviel Wasser, bis die Masse die gewünschte Konsistenz hat. Normalerweise sollte es in etwa so wie Griesbrei o.ä. sein. Die Masse sollte nicht verfließen.
Die so entstandene Strukturmasse ist lange offen, das ist gut für die Verarbeitung, jedenfalls kannst du ganz in Ruhe deine Strukturen formen. Wenn das Material irgendwann krümelig wird, rühr lieber Neues an.

Der Untergrund

Es eignet sich am Besten eine Holzplatte oder, wenn man nur eine dünne Schicht aufträgt, auch Karton oder Pappe, z.B. die Rückseite eines Kalenders oder Zeichenblocks. Aber auch 300 g schweres Aquarellpapier benutze ich gern.
Das Holzbrett kann auch eine MDF – Platte sein, die ich mir im Bauhaus zuschneiden lasse. Du musst sie mit Gesso grundieren, damit der Haftputzgips auf ihr haftet. Am Besten 2 x. Du kannst auch Sandpapier nehmen und die Platte anrauen. Das hat den selben Effekt.

Arbeiten mit Strukturmaterialien – mit Gesso vorbereitete Mdf – Platten
Haftputzgips auf Karton
Haftputzgips mit flüssiger schwarzer Acrylfarbe, oberflächlich wieder mit einem Lappen abgetupft

Wenn die Struktur getrocknet ist, kann sie mit Farben gestaltet werden. Geeignet ist Acrylfarbe, Pigmente, Ölfarbe, Beizen, Tinten usw. Bei der Acrylfarbe ist es wichtig, daß du sie mit Wasser verdünnst. Acrylfarbe ist ja eine sehr deckende Farbe und unverdünnt setzt sie schnell vor allem die feineren Schönheiten der Struktur zu. Ich selbst fange gern mit dunkleren Farben an und arbeite in weiteren Schichten immer heller werdend nach oben.
Man kann die Strukturen auch mit einer dünnen Acryl-Binder-Schicht überstreichen, dann wird die Farbe nicht von dem Haftputzgips aufgesaugt und kann wieder – auch teilweise – abgewischt werden.

Haftputzgips mit eingestreuter Asche
Die trockene Struktur wurde mit einem Acrylbinder dünn überzogen. Nach dem Trocknen über das gesamte Bild eine rotbraune Acrylfarbe gemalt, und noch im nassen Zustand gleich wieder mit einem Lappen von der Struktur abgenommen. In den Vertiefungen blieb die Farbe hängen und auch im Hintergrund, denn die unbemalten und unbehandelten Papierfasern haben die Farbe aufgesaugt. Es zeigt sich jetzt ein schöner matter Farbhintergrund. In die Struktur wurden noch mit einem Pinsel transparente Farben gemalt.

Auch mit Haftputzgips kann man die Struktur aufbauen. Nachdem die Oberfläche gut getrocknet ist, kann eine weitere Schicht Haftputzgips aufgetragen werden, das macht die Struktur noch räumlicher. Aber auch Marmormehl, Sand, Asche, Gips etc. kann verarbeitet werden, aufgersiebt und von der Feuchtigkeit aufgesogen oder in die Masse eingearbeitet. Manche Materialien passen nicht zusammen und durch die unterschiedlichen Oberflächenspannungen entstehen Risse und Zufälle, die man nicht planen kann, und die ein Gewinn für das Bild sein können.
( ein richtiges Foto hierfür fehlt, kommt noch….)

Außen – Fassadenfarbe

Irgendwann habe ich entdeckt, das die dicke Fassadenfarbe einen guten Stand hat und auch zu Strukturen verarbeitet werden kann.
Man kann sie von vielen unterschiedlichen Firmen im Bauhaus kaufen.

Die Verarbeitung ist sehr einfach. Die Farbe ist so zähflüssig, dass man eine Struktur mit ihr auf allen festen Untergründen auftragen kann. Wichtig ist wieder ein saugender Untergrund, damit die Farbe nach dem Trocknen nicht gleich wieder vom Untergrund abblättert. Dafür nehmt ihr am Besten wieder Gesso und grundiert 2 x. Auf Papier benötigt ihr keine Grundierung und könnt die Fassadenfarbe direkt auftragen

Ich arbeite mit der Fassadenfarbe am liebsten auf Pappe oder Aquarellkarton. Dabei reicht mir dann eine einzige Schicht, die ich pur auf den Untergrund auftrage und gestalte. Dem Experiment sind allerdings keine Grenzen gesetzt.
Am Schönsten sind die Strukturen, wenn ich auch freie Stellen mit in die Gestaltung einbeziehe.

Im folgenden Bild wurde die trockene Farbe an den Stellen, die jetzt die sechs weißen Flecken zeigen, mit Acrylbinder abgedeckt. Nach dem Trocknen wurde alles mit schwarzer Acrylfarbe bemalt.. danach wurde die Acrylfarbe von der Struktur wieder oberflächlich abgewischt. In der Vertiefung blieb ein Grau übrig, das von der unbehandelten Fassadenfarbe aufgenommen wurde. An den Stellen, die mit dem Binder abgedeckt sind, kam das Weiß wieder zum Vorschein.Der Untergrund, also der unbemalte, reine Karton blieb schwarz, weil die Fasern die schwarze Acrylfarbe aufgesaugt haben. :

Fassadenfarbe auf Karton

Hier der selbe Prozess:

Und hier auch :

Wie wir an den Beispielen sehen können, gilt auch für die Fassadenfarbe, daß die Acrylfarbe in die Struktur eindringt. Wenn ich das nicht will, lege ich wieder eine dünne Schicht mit Acrylbinder darüber. Eine teilweise Abdeckung mit Binder ist sehr reizvoll. Dort wo Binder aufgetrocknetes ist, kann ich Farbe wieder abnehmen oder wegwischen. Wo kein Binder den Untergrund abgedeckt hat und das reine Papier offen liegt, dringt die Farbe ein und es gibt ein schönes Oberflächenspiel.

Im folgenden Bild ist die gesamte Oberfläche mit dem Acrylbinder bedeckt. So kann die Farbe gut übergestrichen werden und von der noch nicht trockenen Oberfläche wieder abgenommen werden. In den Vertiefungen bleibt sie stehen und die Struktur kommt gut zur Geltung.

Ich freue mich über Rückmeldungen, ob es geklappt hat und beantworte auch gern noch weitere Fragen !

Kommentare (4)

  • Liebe Gabi, entschuldige, daß ich jetzt erst antworte. Ich war länger nicht hier auf der Seite!
    Der Workshop dauert 2 Tage, Sa und So von 10-17 Uhr. Im ersten Teil arbeiten wir mit dem Strukturmaterial, über Nacht kann es dann gut trocknen und am nächsten Tag gestalten wir das Bild mit Farben, Tuschen, Tinten oder was auch immer. Evtl. können auch noch dünne Schichten Strukturmaerial aufgetragen werden. Das Material ist im Kurs incl. und im Atelier vorrätig. Du findest alle weiteren Infos im Jahresprogramm. Liebe Grüße, Astrid

  • Liebe Gabi, es kommt drauf an… du kannst das Material draussen in der Sonne trocknen, dann geht es natürlich schneller, als wenn du es z.B. im Atelier unter normalen Bedingungen trocknest. Es kommt auch darauf an, wie dick oder dünn die Struktur aufgetragen ist. Trocken föhnen würde ich es nicht, es gibt dabei kleine komische Risse, die aber nicht so schön aussehen, als wenn sie natürlich entstanden wären. Also Geduld ist gefragt ! Ich arbeite dann an einem anderen Bild weiter, bis alles trocken ist! Viel Spaß und liebe Grüße, Astrid

  • Wie lange dauert ein Workshop,was nimmst du dafür? Muss ich das Material mitbringen?
    Liebe Grüße
    Gabi

  • Liebe Astrid, danke, für deine ausführlichen Informationen.
    Wie lange dauert der Trocknungsprozess des Haftputzes und der Fassadenfarbe? Kann man fortlaufend an einen Objekt arbeiten, bis es fertig ist?

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