Heiter bis wolkig
Astrid Keimer / / Aktivitäten im Atelier, Einblicke ins Atelier, Malen, Ölfarbe / 14. Oktober 2016
Heiter bis wolkig
Ich bin wieder da!
Inzwischen ist der lange Sommer vergangen, und die Zeit scheint davon gelaufen zu sein. Ganz viel ist passiert, und ich war an allen Fronten gefordert. In der Familie und im Atelier. Dabei ist meine Webseite eindeutig auf der Strecke geblieben.
Am Besten finde ich Kreativität und Originalität auch immer da, wo ich offline bin. Aber jetzt freue ich mich wieder , über unsere Kunst-Projekte aus dem Atelier zu berichten. Wir haben den Sommer über an so vielen schönen Dingen gearbeitet, über die ich gern schreiben möchte. Vielleicht bekommt ihr dann hier auch für euch Anregungen für eure eigene Malerei und für eigene Experimente mit Pinsel und Farben.
Das Projekt ”Heiter bis wolkig” war ein echtes Highlight im September. Durch dieses anregende Thema wurden wir regelrecht zu Wolkenforschern.
”Waren die Wolken immer schon so besondes schön oder habe ich es sonst nicht beachtet?”, diese Frage hörte ich häufiger im Atelier.
Durch die Landschaft streifen und Wolken gucken… plötzlich entfaltet sich am Himmel, dort, wo man sonst gar nicht hingeschaut hat, eine Schönheit an Farben und Formen.
Vor dem Malen sollte man sich die Muße nehmen und die Wolken studieren… sich begeistern, wie sie da oben so leicht dahinschweben und ständig ihre Formen verändern. Ideen für Wolken wachsen draußen in der Natur in Stille und Reflexion durch Beobachtung und Intuition.
Das, was ich am Himmel wahrgenommen habe, halte ich mit dem Fotoapparat fest. Das fotografieren hat mich Sehen gelehrt. Ich bringe mit der Kamera die Wolkenelemente in Beziehung zueinander und komponiere mein Bild. Dabei interessieren mich die Tonwertabstufungen, der negative Raum, das Gleichgewicht, Aus-und Anschnitte.
Nur zu beobachten, ohne in irgendeiner Weise etwas beeinflussen zu wollen und dann zu verstehen; das gehört für mich zum künstlerischen Prozeß dazu. Damit beginnt mein Bild.
Wie malt man Wolken ?
Da die Wolken ja nicht irgendwo herumhängen, fangen wir mit dem Himmel an. D.h., wir grundieren die Leinwand mit der Himmelsfarbe unserer Wahl, nehmen wir mal an, es ist ein Königsblau aus Weiß, Ultramarinblau und Preußischblau in einem mittleren Tonwert. Darauf legen wir dann mit einem breiten Pinsel auf den oberen Teil des Bildes ein dunkleres Blau und in den unteren Teil ein Weiß (= im Bild ist oben vorne und unten hinten). Jetzt verbinden wir die beiden Farben miteinander, indem wir das Weiß in das Blau malen und umgekehrt das Blau auch in das Weiß ziehen. Dadurch schaffen wir einen nahtlosen Übergang.
Ich würde den Untergrund, auf den ich dann die Wolken male, mit einer Acrylfarbe malen, weil sie schnell trocknet. Die Wolken male ich dann mit Ölfarbe weiter, weil Öl wiederum nicht so schnell trocknet und lange vermalbar ist.
Jetzt lege ich mir mein “Werkzeug” zurecht, ich brauche lediglich 2 runde Pinsel, einen dünneren für kleinere Flächen und Ränder und einen dickeren Pinsel für größere Flächen.
Wir fangen immer mit der Farbe an, wenn wir die Wolken malen, nicht mit der Kontur, um den Ausdruck des Formlosen zu unterstreichen. Wer mehr Sicherheit benötigt, kann evtl. vage Vorzeichnungen mit einer Pastellkreide vornehmen, um sich einen Überblick über die Komposition zu verschaffen.
Auf jeden Fall ist es zu vermeiden, daß die Wolken wie schwere Klöpse am Himmel hängen, deshalb also keine harten Konturen !
Die nun so angelegten Wolken werden dann mit grauer Ölfarbe ausgemalt. Die Farbe mische ich mir wieder mit dem Ultramarinblau ,Preußischblau und Weiß zusammen, mit etwas Zinnoberrot dazu ergibt sich ein Grau, daß später den Schattenbereich der Wolken darstellt.
Ich nehme davon nur sehr wenig auf den Pinsel. Dann male ich relativ trocken mit kleinen kreisenden Bewegungen die Farbe von der Mitte der Wolke ausgehend auf, mit der Restfarbe im Pinsel wandere ich an den Rand, der durch die wenige Farbe sehr fluffig ausfällt.
Auf diese Weise male ich alle Wolken einfarbig Grau aus. Da die Farbe trocken und sparsam aufgetragen wurde, kann ich gleich weitermalen und lege die erste Schicht mit weißer Ölfarbe auf. Dabei behalte ich meine Maltechnik und male das Weiß wieder sehr trocken mit einem runden Pinsel mit kleinen kreisenden Bewegungen auf. Ist der Pinsel fast leer, wandere ich mit ihm an die Binnen- oder Außenränder, je nachdem, wie ich die Wolken “aufbauschen” will.
Sollte die Farbe doch zu naß sein und sich das Weiß vermischen, mußt Du warten. Mache lieber einen Spaziergang und arbeite am nächsten Tag weiter!
Es ist ja irrelevant, ob die Wolken nun wissenschaftlich korrekt im Bild erscheinen. Zugunsten der Bildkomposition und des Eindrucks können wir sie ruhig modifizieren.
Also nur zu, liebeMalerInnen, ihr werdet feststellen, daß Wolken ein sehr schönes Motiv sind, es macht Spaß und man kommt zur Ruhe, da man immer genau weiß, was zu tun ist und nicht dieses aufregende Ringen um die Form aufkommt!! Gern gebe ich hier noch detaillierte Auskünfte zum Arbeitprozeß, wenn ihr sie braucht.
Weil es so gut zum Thema paßt, möchte ich Euch abschließend noch die Arbeit von Berndnaut Smilde vorstellen: zarte luftige Wolkengebilde aus Dampf, die vollkommen ungewöhnlich in Innenräumen schweben. Für Sekunden nur!
Alles Gute,
herzliche Grüße,
Astrid