Ein Wochenende im Papierrausch – mein Workshop bei Drew Matott und Jana Schuhmacher

/ / Aktivitäten im Atelier, Atelier in der Kirche, Kunst-Kapelle-Boitin, Workshop / 10. Dezember 2025

Das Studio von Drew Matott beeindruckt mich sofort: alles ist sorgfältig organisiert und bereit für zwei kreative Tage. Mehrere Wasserbecken stehen als Schöpfstationen im Raum verteilt, dazu Ablagetische, Siebe, Mixer, Leinen und Wäscheklammen unter der Decke , die Schöpfrahmen – und ein ungeheuer lautes Gerät, von dem ich lernte, daß es ein „Holländer“ sei. Erst vor kurzem ist der Künstler hier im Untergeschoß der Koppel 66 in Hamburg eingezogen.

Papierschöpfen ist ein jahrhundertealtes Handwerk, bei dem Pflanzenfasern in Wasser aufgeschlämmt, mit einem Schöpfrahmen gefiltert und anschließend getrocknet werden.

Traditionell werden Pflanzenfasern genutzt, die lang, flexibel und reißfest sind. Wir haben benutzt:

  • Kozo, mit langen Fasern, typisch für japanisches Washi
  • Gampi, fein und leicht transparent
  • Hanf, robust und mit natürlicher Struktur
  • Maulbeerbaumrinde
  • Baumwolle

Für die Baumwoll-Pulpe zerschnitten wurde kurzerhand ein T-Shirt.

Die verschiedenen Pulpen kann man auch frei mischen.. So habe ich zum Beispiel dunkle Pulpe auf ein helles Maulbeer-Hanf-Gemisch geträufelt oder zwei unterschiedlich farbige Blätter übereinander gelegt.

Schon vorweg: es waren zwei inspirierende und kurzweilige Tage, an deren Ende ich völlig begeistert in einen regelrechten Papierrausch geraten bin.

Hier wird die Baumwolle im „Holländer“ zerkleinert. Die fertige Pulpe wird in Eimer abgefüllt.

hier wird die Baumwolle im „Holländer“ zerkleinert, die fertige Pulpe wird in Eimer gefüllt.

Die Pulpe, also der Papierfaserbrei stand bereits fertig vorbereitet in großen Eimern neben den Wasserbecken. Zu Beginn wird mit einem Schöpfgefäß etwas Pulpe in die Becken geschüttet. Die Fasern müssen frei im Wasser schweben, um sich gut verbinden zu können. Das sollte auch regelmäßig umgerührt werden. Das Verhältnis der Pulpe zum Wasser sollte ungefähr 1:10 sein.

Die von uns verwendeten Schöpfrahmen hatten Größen von etwa 50 × 60 cm und kleiner. Der Rahmen wird in das Wasser-Pulpe-Gemisch getaucht; beim Herausheben bleibt die Faserpulpe im Sieb liegen. Mit einer geschickten, leicht schaukelnden Handbewegung verteilt sie sich gleichmäßig. Das überschüssige Wasser wird abgegossen, und das frisch geschöpfte Blatt wird vorsichtig „abgeklappt“ – kopfüber auf Zwischenmatten abgelegt ( siehe Foto ) und vorsichtig abgehoben – ein Moment, der jedes Mal überraschend spannend ist.

die Blätter kommen auf die Zwischenmatten…

So entsteht Blatt für Blatt. Die Zwischenmatten mit den feuchten Papieren werden schließlich gestapelt ( Matte – Papier – Matte usw.). Und am Ende in eine Presse gelegt, die so viel Wasser wie möglich herauspresst. Das sorgt für eine glattere Oberfläche und eine bessere Faserverbindung.

Anschließend kommen die frisch geschöpften Blätter zum Trocknen an die Leinen; ein Ventilator sorgt für einen gleichmäßigen Trocknungsprozess.

Einige Tage später hole ich die fertigen Bilder ab – jedes einzelne mit eigenem Charakter, eigener Struktur, eigener Lichtdurchlässigkeit. Ich mag die natürlichen Ränder sehr gern und auch die sichtbaren Fasern und Faserverläufe.

Demnächst gibt es hier mehr zu meinem Papier -Experiment und dem ersten selbst hergestellten Papier. Ich möchte damit ein Buchprojekt mit geschöpften Buchseiten verwirklichen.

Vielen Dank an Jana und Drew, es war ein super Wochenende und hat viel Spaß gemacht. Ich komme gern wieder!

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