Walzungen
Astrid Keimer / / Aktivitäten im Atelier, Allgemein, Einblicke ins Atelier, Malen, Malen am Sonnabend, Ölfarbe, Walzen, Workshop / 2. Mai 2019
Mit Ölfarbe und Linoldruckrolle
Die Technik mit Ölfarbe und Walzen ist meines Wissens keine, die man irgendwo nachlesen kann. Das Walzen ist einfach durch unsere Arbeiten im Atelier entstanden. Ungeplant und ungewollt standen wir plötzlich vor sehr schönen Ergebnissen – und davon möchte ich heute berichten.
Zunächst ist das Walzen der Ölfarbe auf Papier ein spannendes Experiment mit einem zunächst unbekannten Zeil.
Es gibt keine Regeln oder Vorgaben „wie man es macht“.
Zunächst besorgst du dir eine Spanplatte, ca. 80 x 100 cm groß im Bauhaus. Auf diese spannst du ein großes Papier (an 2 Seiten mit Tesa-Band). Durch die kleinen Unregelmäßigkeiten auf der Spanplatte durch die Späne entstehen später beim Malen effektive Strukturen (Frottagen).
Wir nehmen immer ein Offset-Papier, 70 x 110 cm, 170 g pro qm.
Die zähflüssige Ölfarbe aus der Tube wird mit einer Gummiwalze platt auf das Papier aufgerollt. Günstig ist es, wenn die Gummiwalze rundherum mit der Ölfarbe eingelassen ist. Also die Walze schön auf der Farbpalette „durchrollern“- sonst rollst du kariert!
Sollte die Ölfarbe zu zäh sein, kannst du einen Tropfen Leinöl dazugeben. Aber wirklich nur einen Tropfen. Es ist verführerisch, mehr Öl zu nehmen, weil die Farbe geschmeidig wird und die Rolle gut läuft. Auf keinen Fall soll das Bild vor Öl triefen und speckig werden.
Es empfiehlt sich mit einer dunklen Farbe zu beginnen und in immer heller werdenden Schichten weiter zu arbeiten.
Die Farbe auf dem Blatt wird sich mit der unteren Farbschicht vermischen, wenn du mit der Walze mehrfach in dem selben Bereich hin und her rollst.
Die helle Farbe bleibt auf dem dunklen Untergrund unvermischt stehen, wenn ich sie einmal aufrolle und dann die Farbe so stehen lasse.
Ist die Farbschicht noch nicht zu dick auf deinem Bild aufgetragen, also noch ziemlich am Anfang des Malprozesses, kann die Ölfarbe mit einem weichen Tuch poliert werden. Es ist so ähnlich wie Schuhe putzen! Mit leichter kreisender Bewegung bringst du die Ölfarbe auf Hochglanz. Die Oberfläche deines Bildes wird dadurch nicht nur optisch zu eine Highlight, sondern auch haptisch! Du brauchst keinen Kraftakt daraus zu machen, das Ergebnis wird viel einfacher mit leichter Hand erreicht.
Ein bißchen Magie ist auch dabei, denn im Bild beginnt sich eine Tiefenwirkung zu entwickeln.
Aber es kommt noch viel besser, wenn du noch mehr Farbe aufrollst, gelegentlich polierst (oder auch nicht, wenn du den Glanzeffekt nicht wünscht).
Man kann sagen, je mehr Schichten du rollst, umso schöner werden die Farben. Ich mag gern Farbfelder, in denen das Papierweiß vollständig mit Farbe bedeckt.
Da du mit Öl malst, müssen zwischendurch ggf. Trocknungszeiten liegen. Du merkst es an der nassen Farbe, die anfängt zu schmieren, daß Du eine Pause einlegen mußt. In der Zwischenzeit kannst du an einem anderen Bild weitermalen.
Es entstehen intensive Farbfelder mit geheimnisvollen Lichtquellen, jede Walzendrehung fügt etwas Neues hinzu.
Du malst mit Schwung, rhythmisch, langsam und beobachtend, so verdichtet sich die Farbe allmählich zu einem Raum mit tiefen Einblicken in das Bild.
Später kommen gelenkte Zufälle hinzu, aber auch bewußte Farbspuren. Es ist ein sensibles Herausfinden der Atmosphäre im Bild, der Stimmung und der Farben.
Was beinhaltet mein Bild? Wo will ich anknüpfen? Abstrakt oder figürlich?
Die hier gezeigten Bilder sind alle im Workshop am 06.April 2019 zum Thema „Öl und Linoldruckrollen – die Farbe Grün“ entstanden.
Materialliste:
– 1 Sperrholzplatte 80 x 110 cm
– 1 Bogen Papier 70 x 100 cm
– 1 mittelgroße und eine kleine Linoldruckrolle
– Ölfarben
– mehrere weiche Tücher (z.B. alte, zerschnittene Frotteehandtücher)
– Marseiller Seife oder Pinselseife (72% Ölanteil) zum Reinigen der Walzen, kein Wasser!
Viele Spaß beim Experimentieren mit Öl und Walzen,
solltet ihr Fragen haben, hier bin ich zu erreichen : kunst@astridkeimer.de